Unter den Begriff Eierstockzysten (Ovarialzysten) fallen gutartige Veränderungen am Eierstock, die Merkmale von Zysten aufweisen. Außerdem können diese Ovarialzysten auch als Nebenwirkung einer Hormontherapie auftreten. In anderen Fällen sind Störungen oder Erkrankungen, die den Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen, die Ursache. Häufig sind Eierstockzysten nur wenige Zentimeter groß und verursachen keine Symptome. Ab einer bestimmten Größe ist es erforderlich, die Zysten mittels laparoskopischem Eingriff zu entfernen.
Eierstockzysten sind mit Flüssigkeit oder Gewebe gefüllte Hohlräume in den Eierstöcken. Sie sind von einer Kapsel umgeben und meist kirschgroß. Die meisten Eierstockzysten verschwinden von selbst wieder.
Häufig entstehen die blasenartigen Zysten durch normale hormonelle Veränderungen in der Pubertät oder während der Wechseljahre. Nur bei sehr wenigen Frauen sind Eierstockzysten angeboren oder haben eine andere Ursache.
Nach Schätzungen haben etwa 10 von 100 Frauen Eierstockzysten. Eierstockzysten sind in der Regel gutartig und führen selten zu Beschwerden. Deshalb müssen sie meist auch nicht behandelt werden. Eine Operation ist nur sehr selten notwendig.
Bei den meisten Frauen bleiben Eierstockzysten unbemerkt. Manchmal verursachen sie jedoch diffuse, dumpfe Schmerzen im Unterbauch.
Eierstockzysten können auch Zyklusstörungen wie starke oder ausbleibende Regelblutungen sowie Schmierblutungen verursachen. Zu Zyklusstörungen kommt es, wenn die Zyste Geschlechtshormone bildet und dadurch das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut verstärkt.
Sehr große Zysten können auf den Darm oder die Blase drücken. Dann kann es zu Bauchschwellung, Druckgefühl, Verstopfung oder Beschwerden beim Wasserlassen kommen.
Wenn eine Zyste reißt, kann dies als plötzlicher Schmerz zu spüren sein – ist aber meist ungefährlich. Das Gewicht der Zyste kann auch dazu führen, dass sich der Eierstock verdreht. Dann kommt es plötzlich zu starken, krampfartigen Unterbauchschmerzen auf der betroffenen Seite, Übelkeit, Erbrechen und erhöhtem Puls.
Die meisten Eierstockzysten stehen mit dem Heranreifen von Eizellen in den Eierstöcken und dem Eisprung in Zusammenhang. Sie werden als „funktionelle Zysten“ bezeichnet und bilden sich vor allem während der Pubertät oder den Wechseljahren. Sie können in einem oder beiden Eierstöcken gleichzeitig auftreten.
Die häufigsten funktionellen Eierstockzysten sind:
- Follikelzyste (Bläschenzyste): Wenn der Eisprung ausbleibt, kann sich der Follikel, der die Eizelle enthält, nach und nach mit Flüssigkeit füllen und zu einer Zyste entwickeln.
- Corpus-Luteum-Zyste (Gelbkörperzyste): Sie bildet sich durch Einblutung in den Gelbkörper. Der Gelbkörper entsteht nach dem Eisprung aus den Resten des Follikels und bildet die Geschlechtshormone Progesteron und Östrogen.
- Luteinzyste: Sie entsteht meist infolge einer Hormonbehandlung bei Fruchtbarkeitsstörungen. Die Hormone regen die Reifung der Eizellen in den Eierstöcken an. Eine unerwünschte Folge können Zysten sein.
Eine Sonderform sind die sogenannten Schokoladenzysten. Sie können zum Beispiel infolge einer Endometriose entstehen und enthalten dunkles, verdicktes Blut.
Seltener sind Dermoidzysten, die nicht zu den funktionellen Zysten gehören. Sie können entstehen, wenn sich ein gutartiger Tumor bildet, der unter anderem Hautzellen und Talgdrüsen enthält. Da der gebildete Talg nicht abfließen kann, sammelt er sich in der Zyste. Dermoidzysten können angeboren sein. In seltenen Fällen werden sie bösartig.
Bei einer anderen Erkrankung, dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCO), finden sich sehr viele kleine Zysten in den Eierstöcken. Dabei wird die Reifung der Eibläschen durch zu viel männliche Sexualhormone (Androgene) gestört.
Die meisten Eierstockzysten sind nur 1 bis 3 Zentimeter groß und bilden sich innerhalb weniger Monate wieder zurück. Nur selten werden sie so groß, dass sie starke Beschwerden verursachen. In Ausnahmefällen können sie bis auf 15 bis 30 cm Durchmesser anwachsen.
Komplikationen sind ebenfalls selten. Dazu kann es kommen, wenn die Wand der Zyste einreißt (Ruptur) und die Flüssigkeit in den Bauchraum fließt. Eine Ruptur kann schmerzhaft sein, ist aber in der Regel harmlos. Nur vereinzelt kommt es dabei zu Blutungen, die durch einen Eingriff gestillt werden müssen.
Gefährlicher ist es, wenn sich ein Eierstock um seinen Stiel verdreht. Dies kann vor allem bei größeren Zysten passieren, zum Beispiel infolge ruckartiger Körperbewegungen wie etwa beim Tennis. Eine Stieldrehung führt zu starken Schmerzen. Außerdem kann die Blutversorgung des Eierstocks unterbrochen werden. Dann ist eine rasche Operation nötig, um zu verhindern, dass der Eierstock abstirbt.
Eierstockzysten sind auf einem Ultraschallbild erkennbar. Häufig werden sie zufällig entdeckt, zum Beispiel bei einem Eierstock-Ultraschall. Einige Zysten lassen sich auch ertasten.
Bei einem Verdacht auf Eierstockzysten fragt die Ärztin oder der Arzt zudem nach Symptomen wie Regelbeschwerden und Schmerzen und lässt vielleicht das Blut untersuchen.
Weitergehende Untersuchungen wie eine Computertomografie oder eine Bauchspiegelung sind nur selten notwendig. Meist soll durch die Untersuchungen geklärt werden, ob es sich bei den Veränderungen im Gewebe des Eierstocks um Krebs handeln könnte. Zysten sind zwar in der Regel gutartig, lassen sich aber manchmal nicht so einfach von einem Tumor unterscheiden.
Solange keine oder nur leichte Beschwerden bestehen, kann man in der Regel einfach abwarten, da sich die meisten Zysten von allein zurückbilden. Je nach Befund kann es sinnvoll sein, die Zysten regelmäßig im Abstand von einem bis mehreren Monaten ärztlich kontrollieren zu lassen. Bei Schmerzen können vorübergehend auch Schmerzmittel wie Ibuprofen oder andere nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) helfen.
Wenn sich die Zysten verändern oder nicht zurückbilden und die Beschwerden anhalten, ist eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) möglich. Dabei lassen sich die Zysten genauer untersuchen und wenn nötig auch gleich entfernen. Nach einer Entfernung können sich jedoch erneut Zysten bilden.
Nur selten schlagen Ärztinnen und Ärzte vor, einen oder sogar beide Eierstöcke zu entfernen. Dies kann der Fall sein, wenn ein Krebsverdacht besteht oder zu erwarten ist, dass sich die Zysten nicht aus dem Gewebe lösen lassen. Eine Entfernung beider Eierstöcke hat besonders für Frauen im gebärfähigen Alter starke Auswirkungen, da sie unmittelbar nach dem Eingriff in die Wechseljahre kommen. Der abrupte Hormonabfall kann zu Beschwerden wie Hitzewallungen, Schwindel, Kopfschmerzen oder Übelkeit führen. Deshalb versucht man besonders bei Frauen, die noch Kinder haben möchten, wenn möglich einen Eierstock zu erhalten.
Manche Ärztinnen und Ärzte empfehlen, Eierstockzysten mit der Antibabypille zu behandeln. Bei funktionellen Zysten sind sie jedoch unwirksam. Die Pille hemmt zwar die Bildung von Hormonen in den Eierstöcken und verhindert so den Eisprung. Die Vermutung, dass Zysten schneller verschwinden, hat sich in Studien aber nicht bestätigt.